Otto Rudolf Salvisberg (1882–1940)

Architekt

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Otto Rudolf Salvisberg wird am 19. Oktober 1882 in Köniz/Bern als jüngstes von acht Kindern geboren. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf und macht eine Berufslehre in einem Architekturbüro.

Nach dem Diplom an der Bauschule des Technikums Biel im Jahr 1904 geht er nach München. Er besucht dort Kurse an der Technischen Hochschule. Etwa ein Jahr später arbeitet er im Büro Curjel und Moser in Karlsruhe, das sich 1907/08 am Wettbewerb für die Universität Zürich beteiligt. Der Entwurf wird mit dem 1. Preis ausgezeichnet und zwischen 1912 und 1914 realisiert.

Berlin und Wettbewerbe

Als er 1908 in Berlin eintrifft, ist die Stadt ein internationaler Treffpunkt des kulturellen Lebens. Tagsüber entwirft und baut er für das Büro von Paul Zimmerreimer Wohn- und Geschäftshäuser. In seiner Freizeit nimmt er unter seinem Namen an Wettbewerben teil und wird dafür mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Er holt Otto Brechbühl nach Berlin, mit dem er fortan zusammenarbeitet.

1914 macht er sich selbständig. Während die meisten seiner deutschen Kollegen zum Kriegsdienst einberufen werden, kann er als Schweizer seinen Beruf weiter ausüben.

Antritt an der ETH Zürich

1929 tritt er die Nachfolge von Karl Moser als ordentlicher Professor für Architektur an der ETH Zürich an. Er erhält die Zusicherung, dass der Bund ihm Bauaufträge übertragen wird. Wenige Wochen nach Antritt seines Lehramtes beginnt er seine Planungsarbeit am Maschinenlaboratorium mit Fernheizkraftwerk der ETH in Zürich (1930 bis 1935), einem seiner bedeutendsten Werke. Der Lehrauftrag nimmt ihn so stark in Anspruch, dass er nach Erfüllung seiner Verpflichtungen in Berlin 1931 nach Zürich übersiedelt. Unter den Studierenden, die er unterrichtet, ist auch Max Frisch.

Tod und Nachruf

Otto Rudolf Salvisberg stirbt am 23. Dezember 1940 an einem Herzschlag beim Skifahren in Arosa/Graubünden. In seinem Nachruf schreibt Hans Bernoulli am 27. Dezember 1940 in den Basler Nachrichten: "Salvisbergs Bauten – wie könnte es anderes sein? – sind ein getreues Spiegelbild seines Wesens, ja seiner Erscheinung. Eine sehr bestimmte Verteilung von Hell und Dunkel. Ein hohes plastisches Gefühl zeichnen sie aus. Alles, Wichtiges und Unwichtiges, wird einem einfachen Gesamtbild eingeordnet, ein Bild, das oft ins rein Dekorative, Plakatmässige abzugleiten droht, dessen Unerschütterlichkeit sogar, wenn es darauf ankommt, den Eindruck der Roheit nicht scheut."

Otto Rudolf Salvisberg ist keiner der Protagonisten des "neuen bauens". Aber er ist eine Persönlichkeit der neueren Schweizer Architektur und ein anerkannter Praktiker seines Fachs. Dies bezeugen seine zahlreichen Bauten.

Werke (Auswahl)

  • Geschäftshaus "Lindenhaus", 1912–13, Berlin-Kreuzberg
  • Loryspital, 1924–29, Bern, Wettbewerbe 1924 und 1925
  • Gehag-Siedlung Onkel Toms Hütte, 1926–28, Berlin-Zehlendorf (mit Hugo Häring und Bruno Taut)
  • Institute der Universität Bern, 1929–31, Bern, Wettbewerb 1928
  • Deutsche Krankenversicherungs-AG, 1929–30, Berlin-Schöneberg
  • Haus Salvisberg II, 1930–31, Zürich (verändert)
  • SUVA-Haus, 1930–31, Bern
  • Fernheizkraftwerk und Maschinenlaboratorium der ETH, 1930–35, Zürich
  • Verwaltungsgebäude der Hoffmann-La Roche, 1935–36, Basel
  • Produktionsstätte Hoffmann-La Roche, 1936–38, Welwyn Garden City (England)
  • Geschäftshaus "Bleicherhof", 1939–40, Zürich

Bestand

Das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETHZ bewahrt den Nachlass von Otto Rudolf Salvisberg. Darunter sind Unterlagen zur Person, Materialien zum Werk, Pläne, Architekturzeichnungen, Bildmaterial, Akten und Gegenstände.

Das Hochschularchiv der ETH Zürich führt in seiner Biographica-Sammlung ein Dossier mit Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln zu seinem Leben und Werk. Im Bildarchiv der ETH-Bibliothek befinden sich zwei Ordner mit Teilen des Baujournals vom Bau des Fernheizkraftwerks und Maschinenlaboratoriums der ETH. Das Journal ist mit zahlreichen grossformatigen Bauablauffotografien dokumentiert.


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