Hermann Minkowski (1864–1909)
Ordinarius für höhere Mathematik am Polytechnikum
Hermann Minkowski wurde am 22. Juni 1864 in Aleksotas (heutiges Litauen) als Sohn eines deutsch-jüdischen Kaufmanns geboren.
Er studierte zunächst an der Universität Königsberg bei Adolf Hurwitz und freundete sich hier mit David Hilbert an. In Berlin setzte er seine Studien fort und wurde 1883 mit dem Grand Prix des Sciences Mathématiques der Pariser Akademie ausgezeichnet.
Dissertation und Assistenz
Er promovierte 1885 in Königsberg mit seiner Dissertation über quadratische Formen. 1887 wurde er in Bonn habilitiert, wo er 1892 Assistenzprofessor wurde.
Zwei Jahre später trat er die Nachfolge Hilberts in Königsberg an. Minkowski nahm dann 1896 den Ruf als ordentlicher Professor für höhere Mathematik an das Eidgenössische Polytechnikum in Zürich an.
ETH Zürich, Göttingen und Tod
Hier traf er wieder auf Adolf Hurwitz (1892–1919 Ordinarius für höhere Mathematik an der ETH Zürich). Bereits 1902 gelang es Hilbert, Minkowski auf einen eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl nach Göttingen zu holen.
Am 12. Januar 1909 starb er an einem Blinddarmdurchbruch.
Zusammenarbeit mit Einstein
Minkowski war ein sehr vielseitiger Mathematiker, dessen Interessen von Zahlentheorie bis Physik reichten. Im Bereich Zahlentheorie gilt sein Werk "Geometrie der Zahlen", das er 1896 veröffentlichte, als bahnbrechend. Noch bekannter sind heute seine Arbeiten in Verbindung mit Einsteins Relativitätstheorie. Am Polytechnikum war Minkowski ein Lehrer von Einstein, der dessen Vorlesungen aber mehrheitlich schwänzte. In Download Einsteins Matrikel (PDF, 1.2 MB) sind entsprechend keine Noten bei Minkowskis Vorlesungen und Kursen vermerkt. Minkowski erkannte jedoch die Bedeutung von Einsteins Arbeit zur Relativitätstheorie und entwickelte sie auf mathematischer Grundlage weiter. Minkowski fasste die drei Raumdimensionen und die Zeit zu einer vierdimensionalen Raum-Zeit-Welt (der sogenannte externe Seite Minkowski-Raum) zusammen, in der eine pseudo-euklidische Geometrie gilt.
Hauptwerk
1908 erschien die Hauptarbeit Minkowskis unter dem Titel "Die Grundlagen für die elektromagnetischen Vorgänge in bewegten Körpern". Einstein fand Minkowskis Arbeiten zunächst eine unnötige Verkomplizierung seiner speziellen Relativitätstheorie. Schon bald aber anerkannte er die Bedeutung Minkowskis mathematischer Weiterentwicklung für die Schaffung der allgemeinen Relativitätstheorie¹.
Handschrift
Literatur
- externe Seite Max Born: Erinnerungen an Hermann Minkowski zur 50. Wiederkehr seines Todestages. In: Naturwissenschaften 46 (1959), No. 17, S.501–505.
- Günther Frei, Urs Stammbach: Mathematicians and Mathematics in Zurich, at the University and the ETH. Zürich 2007 (Schriftenreihe der ETH-Bibliothek; Wissenschaftsgeschichte Bd. 8).
Bestand
In der ETH-Bibliothek befinden sich wenige Briefe von Hermann Minkowski, so u.a. im Nachlass von Adolf Hurwitz oder im Schulratsarchiv. Marcel Grossmann fertigte auch von Minkowskis Vorlesungen Mitschriften an, die sich im Hochschularchiv der ETH Zürich (Hs 421: 27–31) befinden.
¹ Klaus Biener: Hermann Minkowski - Mathematiklehrer Einsteins. In: cms-Journal 27 (2005). URN: externe Seite urn:nbn:de:kobv:11-10044334