Ambros Speiser (1922–2003)

Computerpionier der ETH Zürich und Wissenschaftspolitiker

Portrait von Ambros Speiser
Ambros Speiser Bildarchiv der ETH-Bibliothek

Als erstes von drei Kindern eines international tätigen Geschäftsmannes und dessen Gattin wurde Ambrosius Paul Speiser am 13. November 1922 in eine angesehene Basler Familie hineingeboren.
Nach der Schulzeit in London, Baden und Aarau studierte er an der ETH Zürich von 1944 bis 1948 Elektrotechnik.

Amerika

Der frisch diplomierte Elektroingenieur wurde, als Assistent am neugegründeten Institut für angewandte Mathematik von dessen Leiter Professor Eduard Stiefel zusammen mit dem Mathematiker Heinz Rutishauser 1949 an die Harvard University und das Institute of Advanced Study in Princeton entsandt. Dort sollte er sich, im Hinblick auf einen geplanten Eigenbau der ETH Zürich, mit deren Computertechnik vertraut machen.

Arbeit an der ETH Zürich und Heirat

Inzwischen mietete Stiefel die von Konrad Zuse in Deutschland konstruierte elektromechanische Rechenanlage Z4. Diese gelangte 1950 an die ETH Zürich, wurde von Speiser installiert und laufend nach neuen mathematischen Ideen Rutishausers abgeändert. 1950 doktorierte Speiser mit der Schrift "Entwurf eines elektronischen Rechengerätes". Im selben Jahr heiratete er die Pianistin Margrit Schenk, mit der er im Laufe der folgenden Jahre vier Kinder hatte. 1952 habilitierte er sich und bot seither Lehrveranstaltungen zum Bau von elektronischen Rechnern an. Unter Speisers technischer Leitung wurde bis 1955 schliesslich auch die hauseigene "Elektronische Rechenmaschine an der ETH" (ERMETH), der erste Schweizer Computer, entwickelt.

IBM und Professorentitel

1956 gründete er bei der Firma IBM das Forschungslaboratorium in Rüschlikon, das er bis 1966 leitete. 1962 verlieh ihm die ETH Zürich den Titel eines Professors. Ab 1966 baute er bei Brown, Bovery & Co. die konzernweite Forschung auf und errichtete das Forschungszentrum in Dättwil. Seit 1988 war er wissenschaftlicher Berater der ABB-Konzernleitung. Von 1971 bis 1992 bestimmte er als Mitglied des Schweizerischen Schulrats (später ETH-Rat) die Geschicke der ETH Zürich und Ecole Polytechnique Federale de Lausanne (EPFL) mit. Ferner war er Mitglied des Stiftungsrats des Schweizerischen Nationalfonds. In den 1970er Jahren arbeitete er in der Eidgenössischen Kommission für die Gesamtenergiekonzeption mit. 1983 bis 1988 präsidierte er die Kommission für Wirtschaft und Forschung des Vororts (heute economiesuisse).

Ehrendoktortitel

1986 erhielt er von der ETH Zürich den Ehrendoktor für seine Pionierarbeit in den Computerwissenschaften. 1987 bis 1993 war er Präsident der neu geschaffenen Schweizerischen Akademie für technische Wissenschaften. Zusätzlich war er in zahlreichen weiteren nationalen und internationalen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Einrichtungen tätig. Speiser wirkte über Jahre in seinem weitgespannten Beziehungsnetz für die Zusammenarbeit von Industrie und Hochschulen. Es lag ihm auch viel daran, das Ansehen der Ingenieurwissenschaften in der Öffentlichkeit zu heben und der verbreiteten Skepsis gegenüber Folgen technischer Neuerungen zu begegnen. Er publizierte daher seit den 1950er Jahren bis zu seinem Lebensende am 10. Mai 2003, regelmässig allgemein verständliche Artikel zu wissenenschaftlichen und technischen Themen in Zeitungen und Zeitschriften für ein breites Publikum.

Handschrift

Aus einem Gratulationsbrief Speisers vom 16. Mai 1958 an Jakob Ackeret (1898–1981), Professor für Aerodynamik an der ETH Zürich, zu dessen 60. Geburtstag. ETH-Bibliothek, Hochschularchiv, Hs 563:864.
Aus einem Gratulationsbrief Speisers vom 16. Mai 1958 an Jakob Ackeret (1898–1981), Professor für Aerodynamik an der ETH Zürich, zu dessen 60. Geburtstag. ETH-Bibliothek, Hochschularchiv, Hs 563:864.

Bestand

Im Hochschularchiv der ETH Zürich enthalten zwei gut gefüllte Dokumentationsmappen der Biographica-Sammlung zahlreiche der wissenschaftsjournalistischen Arbeiten Speisers, sowie weitere Informationen zu seinem Leben und Werk.
Verteilt in Nachlassbeständen verschiedener Professoren finden sich Korrespondenzen von ihm. Das historische Schulratsarchiv, Abteilungsprotokolle und die Nachlässe von Heinz Rutishauser und Eduard Stiefel bergen originale Unterlagen zur Entstehung des Institutes für angewandte Mathematik, zur abenteuerlichen Ueberführung der Z4 nach Zürich und der Entwicklung der ERMETH.
Das Bildarchiv hält Speiser und die verschiedenen Computer in Bild, Film und Ton bereit. Im Suchportal der ETH-Bibliothek sind Publikationen Speisers zugänglich.


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