Baccara
Der Klassiker unter den Karten-Glücksspielen wird mit 6 französischen Kartenspielen à 52 Blatt gespielt. Die Karten werden gemischt und in einen Kartenschlitten gesetzt, der unter den Spielern die Runde macht. Der Bankhalter teilt sich und dem Gegenspieler mit dem höchsten Einsatz, dem "Ponte", je zwei Karten aus. Gegebenenfalls kann eine dritte Karte gezogen werden. Ziel ist es, mit der Summe der Kartenwerte möglichst nahe an 9 Punkte heranzukommen. Bei Gesamtpunktzahlen über 10 wird die Zehnerstelle gestrichen. Eine Zehn zählt somit 0 Punkte und wird "Baccara" genannt. Wer die höhere Punktzahl hat, gewinnt.
Geschichte
Angeblich soll das Spiel Mitte des 15. Jahrhunderts in Italien erfunden worden sein, und der Name soll sich von einem neapolitanischen Dialektwort für "Null" ableiten. Trifft diese These zu, so ist Baccara eines der wenigen mittelalterlichen Kartenspiele, die bis heute überlebt haben. Später ist das Spiel bei der französischen Aristokratie sehr populär. Die heute gültigen Spielregeln entstehen in den französischen Casinos des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Mathematik
Es handelt sich hier um ein Glücksspiel mit einer ausgeprägten strategischen Komponente. Die Spieler können nämlich unter bestimmten Voraussetzungen entscheiden, ob sie eine dritte Karte ziehen wollen. Zieht der Gegenspieler eine Karte, muss er diese aufdecken; daraus resultiert ein Vorteil für den Bankhalter. Eine frühe Untersuchung der Frage, ob es beim Baccara günstig ist, beim Wert 5 eine weitere Karte zu ziehen, erscheint 1889 in einem Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitsrechnung von Joseph Bertrand. Bertrand vergleicht untereinander die verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten des Spielers und des Bankhalters, wobei er die Strategie der Gegenseite jeweils als bekannt voraussetzt. Die spieltheoretische Fragestellung wird 1957 von John G. Kemeny und J. Laurie Snell durch die Angabe von optimalen Strategien für den Spieler und den Bankhalter gelöst.