Walter F. Daenzer (1906–1985)
Professor für Betriebswissenschaften und Fabrikorganisation
Walter F. Daenzer wurde am 23. September 1906 in Reinach (AG) geboren und studierte an der ETH Zürich. 1939 erwarb er das Diplom eines Elektroingenieurs. Er arbeitete danach bei BBC (Brown, Boveri & Cie) in Baden und in der Firma Tavaro in Genf. 1945 kehrte er zur BBC zurück. 1947 wurde er Direktionsadjunkt in der Maschinenfabrik Oerlikon, 1950 deren Finanzdirektor. 1954 wurde er auf den Lehrstuhl für Betriebswissenschaften und Fabrikorganisation an die ETH Zürich berufen. Er amtierte als Direktor des Betriebswirtschaftlichen Instituts (BWI), dessen Organisationsform er neu definierte. In der Folge konnte das BWI 1959 ein eigenes Gebäude beziehen und seine Tätigkeit in der Ausbildung von Fachleuten aus der Praxis aufnehmen. Walter F. Daenzer trat im April 1974 in den Ruhestand.
Einführung des Nachdiplomstudiums
Die wissenschaftliche Leistung Walter F. Daenzers wird vor allem in der Förderung und Verbreitung der Betriebswissenschaften in Hochschule, Wirtschaft und Verwaltung gesehen. Unter seiner Leitung entwickelten sich die Betriebswissenschaften zu einer eigenständigen Studienrichtung der ETH-Abteilung für Maschineningenieurwesen. Gleichzeitig war ihm die Verbindung mit dem Maschinenbau und die Verankerung in der Praxis ein grosses Anliegen. Ein wichtiges Anliegen wurde jedoch erst nach dem Rücktritt von Walter F. Daenzer umgesetzt: Er wollte ein Nachdiplomstudium einführen, damit alle ETH-Absolventen Gelegenheit erhielten, sich auf betriebswissenschaftlichem Gebiet auszubilden.
Forschungsarbeit und Eröffnung des Lehrstuhls für Operations Research
Die Forschungsarbeiten W. F. Daenzers widerspiegeln seine umfassende Sicht der Betriebswissenschaften. Schwerpunkte lagen in den quantitativen Methoden allgemein und der Netzplantechnik im Besonderen. Ganz besonderes Gewicht legte er auf die Durchdringung der Betriebswissenschaften mit dem Systemdenken. Diesem Thema waren viele Forschungsarbeiten, Lehrveranstaltungen und Publikationen – unter anderem das in neun Auflagen erschienene Handbuch «Systems Engineering» – gewidmet. Dank seiner Bemühungen wurde an der ETH Zürich der Lehrstuhl und ein Institut für Operations Research eingerichtet.
Die TH Wien verlieh Walter F. Daenzer 1965 den Ehrendoktor. Er starb am 21. Juni 1985 nach schwerer Krankheit in Zollikon.
Handschrift
Werke (Auswahl)
- Systems Engineering: Methodik und Praxis / Haberfellner ... [et al.] – Hrsg.: W. F. Daenzer, F. Huber. – 9. Aufl., erg. mit dem SE-Wissensbaum von Mario Becker - Zürich: Verlag Industrielle Organisation, 1997.
- Betriebswissenschaft: Grundzüge-Vorlesung / W. Daenzer – Eidgenössische Technische Hochschule, Betriebswissenschaften und Fabrikorganisation. – Zürich: ETH, Betriebswissenschaften, 1972.
Bestand
Über Leben und Werk von Walter F. Daenzer informiert das biographische Dossier. Zudem befindet sich der wissenschaftliche Nachlass im Hochschularchiv der ETH Zürich.
Das externe Seite Nachlassverzeichnis gibt es in elektronischer Form in der Research Collection. Über das Suchportal der ETH-Bibliothek kann zudem die Tonaufzeichnung der Abschiedsvorlesung bestellt werden, um sie im Lesesaal Sammlungen und Archive anzuhören:
Bedeutung und Gefahren des Modelldenkens in Betriebswissenschaften [Tonaufzeichnung] / Abschiedsvorlesung von Walter Daenzer.
Zürich: ETH-Bibliothek [Prod.], 1975.