Oswald Heer (1809–1883)
Naturforscher
Der Pfarrerssohn Oswald Heer, geboren am 31. August 1809 in Uzwil SG, wuchs im Glarnerland auf. Er zeigte früh Interesse für die Tier- und Pflanzenwelt. Dennoch studierte er ab 1828 zunächst Theologie an der Universität Halle und legte 1831 die theologische Staatsprüfung in St. Gallen ab.
Danach ordnete er sechs Jahre lang die umfangreiche Insektensammlung von Heinrich Escher-Zollikofer, Vater des Politikers und Wirtschaftsführers Alfred Escher. 1834 wurde Heer Privatdozent für Botanik und Entomologie an der noch jungen Universität Zürich sowie Direktor des Botanischen Gartens.
Tätigkeiten als Professor
Nach dem Doktorat mit einer Arbeit über die Vegetationsverhältnisse im Kanton Glarus erfolgte die Ernennung 1835 zum ausserordentlichen, 1852 zum ordentlichen Professor.
Seit 1855 wirkte er zusätzlich als Professor für spezielle Botanik am neuen Eidgenössischen Polytechnikum. 1850 bis 1868 war er Mitglied des Zürcher Kantonsrats.
Oswald Heer starb am 27. September 1883 in Lausanne.
Werke
Neben verschiedenen kleineren Arbeiten veröffentliche Heer:
- 1847-50 «Die Insektenfauna der Tertärgebilde von Oeningen und Radoboy». Darin bestimmte er 464 fossile Insekten, während zuvor nur gerade 100 bekannt gewesen waren.
- Mit der 1855-59 edierten dreibändigen «Flora tertiaria Helvetiae», in der er 720 bisher unbekannte fossile Pflanzen auf schweizerischem Gebiet beschrieb, begründete er seinen internationalen Ruf als Paläobotaniker. Viele der darin abgebildeten Fossilien befinden sich heute in der Geologisch-paläontologischen Sammlung der ETH.
- Sein Hauptwerk ist die 1868 bis 1882 herausgegebene siebenbändige Folioausgabe «Flora fossilis arctica – Die fossile Flora der Polarländer».
- Die grösste Popularität erreichte «Die Urwelt der Schweiz», 1865 erstmals aufgelegt, gefolgt von zahlreichen Neuausgaben, in der Heer die geologische Vergangenheit des Landes allgemein verständlich darlegt.
Heer pflegte Kontakt mit verschiedenen berühmten Wissenschaftern. So schenkte ihm Charles Darwin sein umstrittenes Buch «The Origin of Species» mit handschriftlicher Widmung. Das mit kritischen Randbemerkungen von Heer versehene Werk steht heute in der Sammlung Alte und Seltene Drucke. Heer verwarf die Theorie der Entstehung der Arten durch natürliche Auslese. Stattdessen glaubte er an eine nicht näher beschriebene Umprägung der Arten durch die Hand eines zwecksetzenden Schöpfers.
Handschrift
Bestand
Das Hochschularchiv der ETH Zürich betreut einen externe Seite Nachlass von Oswald Heer, der einen guten Einblick in die Arbeitsweise eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts gewährt. Er enthält Originalzeichnungen und Unterlagen zu Heers Publikationen, Arbeiten zur Pflanzenbestimmung, Lehr- und Konservatorentätigkeit sowie Korrespondenz mit Fachkollegen und anderen Persönlichkeiten.
Über 1200 Originalbelege, die den Abbildungen in den Publikationen Heers zugrunde liegen, sind im Katalog E-Pics Erdwissenschaftliche Sammlungen nachgewiesen.