Eugen Bamberger (1857–1932)
Professor für allgemeine Chemie am Polytechnikum
Eugen Bamberger wurde am 19. Juli 1857 in Berlin geboren. Seine Studienzeit begann er daselbst 1875 an der medizinischen Fakultät, er ging aber schon bald in Heidelberg zu den ihm besser zusagenden Naturwissenschaften über und setzte dann das Studium der Chemie von 1876 bis 1880 in Berlin fort. Nach der Promotion und Assistenzstellen in Charlottenburg und München habilitierte er sich und erhielt 1891 den Titel eines ausserordentlichen Professors. Bamberger erwarb sich bald einen guten Ruf, sowohl als Forscher wie als Lehrer, so dass dem Schweizerischen Schulrat die Wahl nicht schwer fiel, als er 1893 die Professur für allgemeine Chemie am Polytechnikum (die heutige ETH Zürich) neu zu besetzten hatte.
Tragisches Schicksal
Bamberger entfaltete ab dem Sommersemester 1893 in Zürich eine äusserst fruchtbare Forscher- und Lehrtätigkeit, bis ein tragisches Schicksal sein Leben für immer veränderte. Ein tückisches Nervenleiden, das er auf einen Unfall zurückführte, zwang ihn 1905 von seinem Lehrstuhl zurückzutreten. Seine Forschungsarbeit hat er aber trotz allen Schwierigkeiten nicht ganz aufgegeben. Obschon sein Leiden ihn im Gebrauch des rechten Armes stark behinderte, so dass er kaum mehr selbst experimentieren konnte, und obschon ihm auch die Verfolgung der Fachliteratur durch unerträgliche Kopfschmerzen erschwert wurde, hat er noch während vieler Jahre in einem kleinen, ihm von der Eidgenössischen Technischen Hochschule zur Verfügung gestellten Laboratorium mit Hilfe eines Privatassistenten seine wissenschaftlichen Untersuchungen weitergeführt.
Rückzug ins Tessin
Irgendwann konnte er selbst diese Arbeit nicht mehr weiterführen, und von da an lebte er meist im Tessin, die letzten Jahre in Ponte Tresa. Diese Zeit nutzte er, um eine Reihe früher unveröffentlicht gebliebener Arbeiten zu publizieren, zum Teil in der "Helvetica Chimica Acta". Seine einzige Freude neben dieser Beschäftigung waren die gelegentlichen Besuche von Freunden, Fachkollegen und alten Schülern, die er als seine Familie zu bezeichnen pflegte. Am 10. Dezember 1932 wurde Eugen Bamberger im Alter von 75 Jahren nach fast dreissigjährigem Leiden durch den Tod erlöst.
Schaffen und Nachwirken
Die rund 430 Publikationen Bambergers sind rein wissenschaftliche Abhandlungen. Weder bei der Wahl seiner Arbeitsgebiete noch seiner Arbeitsmethoden hat er auf eventuelle industrielle Verwertbarkeit seiner Forschungsresultate Rücksicht genommen. Kein Patent lautet auf seinen Namen. Wohl aber haben seine Forschungen vielfach die Grundlagen gebildet, auf denen sich später technische Verfahren entwickeln konnten. Bambergers Hauptinteresse galt dem chemischen Vorgang an und für sich, dem Reaktionsmechanismus komplizierter Umsetzungen und ihre Zerlegung in einzelne Phasen. So erhielt eine chemische Reaktion seinen Namen: unter der Bamberger-Umlagerung versteht man eine chemische Reaktion, die der Synthese von para-Hydroxyanilin-Derivaten aus Phenylhyrdoxylamin-Derivaten in Gegenwart starker wässriger Säuren dient.
Vorgehensweise
Nicht durch raffinierte Apparaturen, sondern durch raschestes Arbeiten und genauestes Beobachten erzielte Bamberger seine oft erstaunlichen Resultate. Sein Hauptwerkzeug war das Reagenzglas in Miniaturformat (diejenigen üblicher Grösse pflegte er als "Kübel" zu bezeichnen). Der Gewohnheit und Geschicklichkeit, in kleinstem Massstab zu arbeiten, verdankte er wohl einen Teil seines wissenschaftlichen Erfolges, der andere Teil ging auf seine rege Phantasie und strengen Wirklichkeitssinn zurück.
Handschrift
Werke
Ein vollständiges Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Bambergers findet sich nach Forschungsgebieten geordnet in den Helvetica Chimica Acta XVI (1933), S. 676-685, dies im Anschluss an Bamberger's Nachruf, S. 644–676.
Bestand
Einen Einblick in Leben und Werk von Eugen Bamberger gibt das biographische Dossier im Hochschularchiv der ETH Zürich. Ein umfangreicher Nachlass findet sich in den Beständen des Hochschularchivs der ETH Zürich nicht, vorhanden sind einige Vorlesungsnachschriften verfasst von Max Holliger. Die digitalisierten Schulratsprotokolle geben Auskunft über Bambergers Anstellung und Tätigkeit an der ETH Zürich (Schulratsprotokolle Online).