Peter Debye (1884–1966)

Professor für Physik

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Peter Joseph Wilhelm Debye wurde am 24. März 1884 in Maastricht (Holland) geboren. Debyes Vater, Joannes Wilhelmus Debije, war Werkmeister in einer Metallwarenfabrik, die Mutter, Maria Anna Barbara Ruemkens, Kassiererin und Garderobefrau am Theater.

Schulischer Werdegang

In seiner Vaterstadt besuchte er die Bürgerschule. Da ihm Lateinkenntnisse fehlten, begann er sein Studium im 30 km entfernten Aachen an der Technischen Hochschule. 1905 machte Debye bereits 19-jährig sein Diplom als Elektroingenieur und wurde im gleichen Jahr Assistent für technische Mechanik.

Promovierung und Habilitierung

Ein Jahr später folgte er Professor Arnold Sommerfeld nach München und promovierte dort als Assistent für theoretische Physik zwei Jahre später zum Dr. phil. 1910 habilitierte er sich als Privatdozent für theoretische Physik.

Tätigkeiten als Lehrer und Wissenschaftler

Als ausserordentlicher Professor für theoretische Physik trat er 1911 die Nachfolge von Albert Einstein an der Universität Zürich an. Ein Jahr später wurde er auch Ordinarius in Utrecht. Seine erste wichtige Abhandlung «Zur Theorie der spezifischen Wärmen» (Debye's T3-Gesetz) veröffentlichte er 1912. Ein wichtiger Meilenstein war seine Professur für theoretische und experimentelle Physik an der Universität Göttingen und die Tätigkeit als Direktor der theoretischen Abteilung des dort angesiedelten Physikalischen Instituts ab 1913. Hier begegnete er dem jungen Schweizer Paul Scherrer, mit dem er das «Pulver-Verfahren» entwickelt (1915), eine Methode zur Bestimmung kristalliner Stoffe mit Röntgenstrahlen, welche für die Naturwissenschaft und Technik grosse Bedeutung erlangte.

Zeit an der ETH Zürich

Die bedrückenden Nachkriegsverhältnisse in Deutschland bewogen ihn, im Sommer 1920 einen Lehrstuhl als Professor für Physik an der ETH Zürich anzunehmen. Das Polytechnikum berief den inzwischen schon berühmt gewordenen Debye zum Professor auf Lebenszeit. Debye lehrte allerdings nur sieben Jahre an der ETH Zürich. Seine Forschungen in dieser Zeit waren hingegen von grosser Tragweite. Als Direktor des Physikinstitutes der ETH begründete er 1922, zusammen mit seinem Assistenten Erich Hückel, die Theorie der Lösungen starker Elektrolyte und verfasste fundamentale Abhandlungen über elektrolytische Lösungen (Debye-Hückel-Theorie). Ferner konnte er zusammen mit Paul Scherrer, den er aus Göttingen hergeholt hatte, eine eigentliche Schule der Röntgen-Interferenzmessung aufbauen, konzeptionelle Überlegungen über die adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze formulieren (1926) und seine Dipol-Theorie experimentell überprüfen lassen.

Leipzig und Berlin

Im Winter 1927/28 zog es ihn nach Deutschland zurück an die Universität Leipzig, wo ihm an der Seite des Theoretikers Werner Heisenberg unter ausgezeichneten Forschungsbedingungen die Professur für Experimentalphysik angeboten wurde. Nachdem Albert Einstein als Direktor 1933 zurückgetreten war, trat Debye 1935 den Direktorenposten des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin an, das mittels einer Vereinbarung zwischen dem Dritten Reich und der Rockefeller-Stiftung in Berlin-Dahlem neu aufgebaut werden konnte (heute Max-Planck-Institut für Physik). Von 1935 bis 1940 lehrte er an der Universität Berlin und bekleidete daneben eine Gastprofessur in Lüttich.

Verleihung des Nobelpreises

Für seine vielseitigen Leistungen erhielt Debye schliesslich 1936 den externe SeiteNobelpreis für Chemie in Anerkennung seines Beitrags zur Kenntnis der Molekularstruktur, dank seinen Forschungsarbeiten über die Dipolmomente, die Röntgendiffraktion und die Spektroskopie von Gasen.

Auswanderung in die USA

Bald nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verliess Debye als gebürtiger Holländer das Dritte Reich, das von ihm die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft verlangte, wollte er weiterhin Direktor des Instituts bleiben. Er emigrierte mit Frau und Sohn in die USA und lehrte fortan als Professor für Chemie an der Cornell University in Ithaca (NY), während seine Tochter in Deutschland blieb. Trotzdem fungierte er bis 1945 als Herausgeber der «Physikalischen Zeitschrift», die im Dritten Reich unter Mitwirkung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt veröffentlicht wurde. Seine Haltung Nazi-Deutschland gegenüber führte von 2006 bis 2011 zu einer externe SeiteGeschichtsdebatte.

Nachruf und Auszeichnungen

Nach seinem Rücktritt 1952 arbeitete er weiter im Laboratorium in Ithaca und hielt Vorträge in der ganzen Welt. Er starb am 2. November 1966.

In Europa und den USA erhielt Peter Debye zahlreiche Ehrendoktorwürden. Er war Träger hoher wissenschaftlicher Auszeichnungen und Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien.

Debye gilt als einer der grössten und begabtesten Naturwissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts. Er wurde aufgrund seiner fächerübergreifenden und bahnbrechenden Forschungen auch «Leonardo des 20. Jahrhunderts» genannt. Seine Polyvalenz zeigt sich am deutlichsten, als ihm – dem Physiker – der Nobelpreis für Chemie verliehen wurde.

Handschrift

Ein Ausschnitt aus einer Arbeit von Peter Debye über die Röntgenstreuung in Körpern [...]
Ausschnitt aus der ersten Seite eines wohl den Anfang einer grösseren Arbeit bildenden Manuskripts von Peter Debye, undatiert ETH-Bibliothek, Hochschularchiv, Hs 586:1

Bestand

Im Hochschularchiv der ETH Zürich befinden sich Manuskripte von Debyes Forschungstätigkeit, Vorlesungsnachschriften, Korrespondenzen und ein biographisches Dossier. Ferner besitzen die externe SeiteMax Planck-Gesellschaft und das externe SeiteArchiv der Universität Göttingenweitere Dokumente.

Alle Nobelpreisträger der ETH Zürich auf einen Blick.


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