Charles Andreae (1874–1964)
Professor für Eisenbahn- und Tunnelbau an der ETH Zürich
Charles Andreae wurde am 23. August 1874 in Fleurier (Kanton Neuenburg) geboren. Kurze Zeit später zog die Familie nach Bern, dort besuchte er die Schule und später das Gymnasium. Nach der Matura studierte er von 1893 bis1898 an der Ingenieurschule des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich, wo er 1898 das Studium mit dem Diplom als Bauingenieur abschloss.
Eisenbahn- und Tunneltechnik
Nach dem Studium begann er im Eisenbahnbau zu arbeiten. Er wirkte in leitender Stellung bei den Alpendurchstichen für die beiden letzten Eisenbahntunnel mit, 1907 bis 1913 als Sektionsingenieur beim Bau der Südrampe der Lötschbergbahn und 1913 bis 1918 als Oberingenieur am Durchstich des Simplontunnels. Nach Jahren der beruflichen Tätigkeit entstand der Wunsch, dieses Wissen auch jüngeren Ingenieurgenerationen zu vermitteln. 1918 habilitierte er an der ETH und noch im selben Jahr nahm er seine Lehrtätigkeit als Privatdozent an der ETH Zürich auf. 1920 folgte die Anstellung als ordentlicher Professor für Eisenbahn- und Tunneltechnik an der ETH Zürich.
Ägypten und Ruhestand
1926 bis 1928 war er Rektor der ETH Zürich, wurde jedoch 1928 beurlaubt, um die von der Ägyptischen Regierung angebotene Leitung der Technischen Hochschule von Gizah zu übernehmen, wo er bis 1937 tätig war. Danach, im Alter von 63 Jahren, kehrte er in die Schweiz zurück, wo er sich in den Ruhestand begab. Er widmete sich weiterhin den Problemen des Ingenieurberufes und stellte sein grosses Wissen und seine reiche Erfahrung in den Dienst der allgemeinen Entwicklung seines Fachgebietes. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Charles Andreae in zwei wichtigen Verbindungen für Ingenieure tätig. Im S.I.A (Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins) dessen Präsident er von 1924 bis 1928 war, sowie der IVBH (Internationale Vereinigung für Brücken- und Hochbau), welche ihn 1938 zu ihrem Präsidenten wählte und ihm nach seinem Rücktritt 1951 den Titel eines Ehrenpräsidenten verlieh.
Charles Andreae starb am 9. September 1964 im hohen Alter von 90 Jahren in Zürich.
Handschrift
Werke (Auswahl)
- Gebirgsdruck und Tunnelstatik, 1918
- Die Bedeutung des Bausystems bei der Ausführung von Eisenbahntunneln, 1920
- Der Bau langer tiefliegender Gebirgstunnel, 1926
- The Lahaywatunnel, 1934
- Die Baugeschichte der Lötschbergbahn, 1940
- Titlisstrasse, 1942
- Die Münster-Lengnau-Bahn, 1943
- 100 Jahre Schweizer Tunnelbau, 1948
- Les grands souterrains transalpins, 1948
- Gebirgsdruckerfahrungen und Baumethoden im Schweizer Tunnelbau, 1950
- Die Temperaturprognose im Tunnelbau, 1953
- Zum Problem der Autostrassentunnel, 1955
Bestand
Über Leben und Werk von Charles Andreae informiert das biographische Dossier im Hochschularchiv der ETH Zürich. Hier befindet sich ebenfalls der Nachlass in Form von Manuskripten (Hs 1002) und Korrespondenzen (Hs 1003). Genaueres erfahren Sie im ausleihbaren Nachlassverzeichnis. Es kann über die externe Seite Research Collection konsultiert werden.