Arnold Escher von der Linth (1807–1872)
Professor für Geologie an der Universität Zürich und am Polytechnikum
Arnold Escher von der Linth wurde am 8. Juni 1807 als jüngstes Kind von Hans Konrad Escher von der Linth und Regula von Orelli geboren. Sein Vater – Staatsrat, Geologe, Kunstmaler und Ingenieur – gelangte als Leiter der Linthkorrektion zu nachhaltiger Berühmtheit. Die erfolgreiche Flussregulierung trug dem alteingesessenen Zürcher Geschlecht Escher vom Glas den Ehrennamen "von der Linth" ein. Von den neun Kindern des Paares war Arnold der einzige überlebende Sohn. Da der Ehrenname nur männlichen Nachkommen zufiel und Arnold Escher kinderlos blieb, starb der Namenszusatz "von der Linth" mit ihm aus.
Schulische Laufbahn
Arnold Escher besuchte in Zürich die Bürgerschule und ab 1815 die Gelehrtenschule, die Vorläuferin des Gymnasiums. Schon früh begleitete er seinen Vater, der ihm Zeit seines Lebens ein unerreichtes Vorbild blieb, auf Ausflügen und Forschungsreisen in die Alpen und lernte dabei die Naturbeobachtung und das Führen von Tagebüchern. Vom Vater hatte er wohl neben dem Interesse für Geologie auch das zeichnerische Talent. In den Jahren 1825-1827 studierte Arnold Escher Naturwissenschaften mit Schwerpunkt Geologie an der Genfer Akademie. Damals festigte sich sein Entschluss, Geologe zu werden. Eigentlich war er für eine kaufmännische Laufbahn vorgesehen, sollte er doch einst die Seidenfabrik der Familie übernehmen. Doch Escher fühlte sich nicht zum Kaufmann geeignet.
Reisen und Tätigkeiten an der Universität und Polytechnikum Zürich
Stattdessen setzte er seine Studien für zwei Jahre in Berlin, wo er unter anderem mit Alexander von Humboldt in Kontakt kam, und in Halle fort. 1829 kehrte er nach einer Reise durch Deutschland, Österreich und Norditalien in die Schweiz zurück. Nach einer ausgedehnten Forschungsreise durch Italien trat er im Jahre 1834 eine Stelle als Privatdozent für Mineralogie und Geologie an der ein Jahr zuvor gegründeten Universität in Zürich an. Gleichzeitig wurde er Leiter der mineralogisch-geologischen Sammlung. Wiederholt bot man ihm eine Professur an, doch schlug er diese hartnäckig aus, weil er sich nicht zum Professor befähigt fühlte. Erst 1852 gab er dem Drängen des Erziehungsrates nach und nahm die Professur an. Ab 1856 wirkte er auch als Professor für Geologie am neu geschaffenen Polytechnikum.
Exkursionen
Arnold Eschers Lehrtätigkeit erschöpfte sich nicht nur in akademischen Vorlesungen. Fast grösser noch war seine Wirkung als Lehrer im persönlichen Umgang mit seinen Studenten, etwa beim Arbeiten in der geologischen Sammlung oder auf seinen zahlreichen Exkursionen. Escher hielt nur im Wintersemester Vorlesungen, die Sommermonate nutzte er für geologische Forschungen in den Bergen. Für seine Dozentenstelle wollte er keine Besoldung annehmen. Da dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich war, gab er fast sein ganzes Gehalt für die Exkursionen aus, indem er talentierten, aber finanziell weniger bemittelten Studenten die Teilnahme diskret finanzierte. Mit einem Legat von 10'000 Franken sorgte er dafür, dass auch nach seinem Tod bedürftigen Studierenden die Teilnahme an geologischen Exkursionen ermöglicht wurde. Einen Grossteil der Anschaffungen für die geologische Sammlung bezahlte er ebenfalls aus eigener Tasche.
Investitionen für Forst- und Alpwirtschaft
Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit widmete sich Arnold Escher auch praktischen Aufgaben. Er verfasste zahlreiche Gutachten für kantonale und eidgenössische Behörden und arbeitete in verschiedenen Kommissionen mit. Er setzte sich für den Schutz und die Aufforstung der Gebirgswälder, für Verbesserungen in der Forst- und Alpwirtschaft und für Wildbachverbauungen ein. In seinem Testament bestimmte er 15'000 Franken für forstwirtschaftliche Massnahmen gegen Bergschäden in den Alpenkantonen. Sein Engagement und seine Wohltätigkeit waren Zeit seines Lebens gepaart mit einer fast skurril anmutenden Zurückhaltung und Bescheidenheit. Akademische Ehrungen und Titel verschwieg er selbst seinen engsten Freunden. Im Frühjahr 1872 erkrankte Arnold Escher an Speiseröhrenkrebs. Am 12. Juli 1872 fand sein Leiden ein unerwartet schnelles Ende.
Handschrift
Werke
Obwohl Arnold Escher zu den "Urvätern" der Schweizer Alpengeologie gehört, ist die Zahl seiner Publikationen gering – auch dies ein Phänomen seines bescheidenen und von Selbstzweifeln geprägten Wesens. Der grösste Teil seiner Forschungen ist in seinen mit zahlreichen Skizzen und farbigen Zeichnungen illustrierten Notizen und Tagebüchern zu finden. Escher stellte seine handschriftlichen Aufzeichnungen seinen Schülern und Freunden stets grosszügig zur Verfügung, so dass seine wissenschaftliche Leistung nicht zuletzt in deren Publikationen weiterlebt.
Bestand
Informationen über Leben und Werk von Arnold Escher von der Linth bietet das biographische Dossier im Hochschularchiv der ETH Zürich. Erwähnt seien auch die von seinem Freund und Kollegen Oswald Heer verfasste Biographie "Arnold Escher von der Linth. Lebensbild eines Naturforschers" (Zürich, 1873, mit Werkverzeichnis) und die "Erinnerungen an Arnold Escher von der Linth" seines Schülers Albert Heim, veröffentlicht in den Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, 1896, S. 1–26. Beide Werke können über das Suchportal der ETH-Bibliothek bestellt werden.
Im Hochschularchiv der ETH Zürich befindet sich auch der wissenschaftliche Nachlass von Arnold Escher. Seine umfangreiche externe Seite wissenschaftliche Korrespondenz und seine Zeichnungen und Profile sind online zugänglich.