Anton Nowacki (1839–1925)
Pflanzenbauwissenschaftler
Anton Nowacki wurde am 30. Dezember 1839 als Sohn eines ostelbischen Junkers im preussischen Regierungsbezirk Posen geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums in Züllichau (Sulechów) übernahm er für fünf Jahre die Verwaltung des elterlichen Landgutes.
Studium
Da ihn diese praxisbezogene Tätigkeit jedoch nicht ganz befriedigte, ging er 1866 nach Halle (Saale), um an der dortigen Universität Philosophie, Naturwissenschaften, Ökonomie und Landwirtschaft zu studieren. Hier promovierte er 1870 summa cum laude mit einer Arbeit zum Thema "Untersuchungen über das Reifen des Getreides nebst Bemerkungen über den zweckmässigsten Zeitpunkt der Ernte".
Krieg und Ruf nach Zürich
Im Jahr 1871 nahm Nowacki am Deutsch-Französischen Krieg teil und stand mit seiner Landwehrtruppe gerade vor Paris, als ihn Schulratspräsident Kappeler nach Zürich berief. Am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich hielt Nowacki Vorlesungen über Bodenkunde, Dünger, Be- und Entwässerung und speziellen Pflanzenbau. Wissenschaftliche Versuche zur Entwicklung und Veränderung des Pflanzenbestandes führte Nowacki von 1876 bis 1907 auf dem landwirtschaftlichen Versuchsfeld Strickhof (Zürich) durch.
Forschung und Fortschritte
Für Nowacki, der die grossräumigeren Verhältnisse in Norddeutschland gewohnt war, war es zu Beginn nicht einfach, sich in die Situation der schweizerischen Landwirtschaft mit ihren klein- und mittelbäuerlichen Betrieben hineinzudenken und diese in seinen Lehrveranstaltungen zu berücksichtigen.
Seit ihrer Gründung 1869 kämpfte die Landwirtschaftliche Schule mit der Skepsis der Schweizer Landwirte gegenüber wissenschaftlich-theoretischer Ausbildung. Nowacki trug in dieser Zeit wesentlich zur Popularisierung der Agronomie als Wissenschaft bei, indem er vor Landwirten und Vereinen zahlreiche Vorträge hielt und verschiedene praktische Anleitungen zum Kleegras- und Getreidebau veröffentlichte.
Streitbarer Wissenschaftler
Nowacki war ein streitbarer Wissenschaftler. Eine wissenschaftliche und persönliche Fehde trug er mit Friedrich Stebler (1842–1935) aus, dem Leiter der "Schweizerischen Samenuntersuchungs- und Versuchsanstalt". Zudem polemisierte Nowacki heftig gegen den Geographen Georg Gerland, der die These vertrat, dass der Mensch der Urzeit zuerst Ackerbauer und erst dann Jäger gewesen sei. Diese Auseinandersetzungen wurden vor allem in der Fachpresse ausgetragen, führten aber auch im Schulrat des Polytechnikums immer wieder zu Diskussionen.
Als einer der Pioniere an der neu gegründeten Landwirtschaftlichen Schule wirkte Nowacki während 36 Jahren als Professor für Acker- und Pflanzenbau am Polytechnikum. Er verstarb am 29. August 1925 in Zürich.
Handschrift
Bestand
Im Hochschularchiv der ETH Zürich finden sich nebst einem biographischen Dossier auch die Mitschrift eines Studenten von einer Vorlesung Nowackis zum Thema Ent- und Bewässerung (Hs 489:36).
Die Akten des Schweizerischen Schulrates beinhalten diverse Berichte Nowackis zum landwirtschaftlichen Versuchsfeld des Polytechnikums (SR3, Jahre 1875–1878), während die Schulratsprotokolle Nowackis Lehrtätigkeit sowie seine Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten beleuchten. Nowackis Hauptwerke können über das Suchportal der ETH-Bibliothek online bestellt werden.