Albert Heim (1849–1937)
Professor für Geologie am Eidgenössischen Polytechnikum und an der Universität Zürich
Albert Heim wurde am 12. April 1849 als zweites Kind des Kaufmanns und Bankiers Johann Konrad Heim und Sophie Elisabeth Heim (geborene Fries) in Zürich geboren. Im Anschluss an die Grundschule in Zürich und Hottingen besuchte er von 1864 bis 1866 die Industrieschule (Kantonsschule).
Motivation und Interesse an der Geologie
Beeinflusst von der damals beliebten Literatur über die Alpen, der Gründung des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) von 1865 sowie von Ausflügen in die Glarneralpen und das Appenzellerland, beschäftigte er sich bereits als Kantonsschüler mit geologischen Fragen: So setzte er etwa sein grosses zeichnerisches und gestalterisches Talent ein, um Aquarelle von Gletscherlandschaften anzufertigen und Reliefs von Gebirgszügen zu modellieren.
Studium und Diplomarbeit
Unmittelbar nach der Matura begann Albert Heim 1866 sein naturwissenschaftliches Studium an der Universität Zürich. Nach drei Semestern wechselte er an das Eidgenössische Polytechnikum (ETH Zürich), das er 1869 als diplomierter "Fachlehrer in naturwissenschaftlicher Richtung" verliess. Das Thema der Diplomarbeit aus dem Bereich der Gletschergeologie hatte ihm sein Lehrer und Förderer Arnold Escher von der Linth, Professor für Geologie an der Universität und der ETH Zürich, gestellt. Nach dem Diplom bildete sich Albert Heim im Ausland weiter: Er immatrikulierte sich für ein Semester an der Universität und Bergbauschule Berlin, um sich danach auf die traditionelle Studienreise zu begeben, die ihn nach Dänemark und Norwegen führte.
Anstellung als Professor und Heirat
Zurück in Zürich nahm Albert Heims akademische Karriere einen auch für die damalige Zeit raschen Verlauf: 1871 habilitierte er sich an der Universität Zürich und am Polytechnikum. Im Wintersemester 1871/72 las er als Privatdozent über "Gletscher und Eiszeit" sowie "Ausgewählte Capitel aus der Geologie". Bereits 1872, im Alter von 23 Jahren, erfolgte seine Wahl als Nachfolger Arnold Eschers von der Linth zum Professor für technische und allgemeine Geologie am Polytechnikum. Drei Jahre später wurde er zudem Professor an der benachbarten Universität. 1875 heiratete Albert Heim Marie Vögtlin (1845–1916), die ein Jahr zuvor als erste Ärztin der Schweiz ihre eigene Praxis in Zürich eröffnet hatte, in der sie auch nach der Eheschliessung tätig war. Die berufliche Tätigkeit des Ehepaars Heim hatte einen stark prägenden Einfluss auf ihre beiden Kinder: Arnold (1882–1965) wurde Geologe, Helene (1886–1979) Krankenschwester.
Geologe von Herzen
Bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1911 hielt Albert Heim als Dozent hunderte von Vorlesungen wie die "Allgemeine Geologie", die "Geologie der Schweiz" oder die "Urgeschichte des Menschen". Bekannt waren auch seine Exkursionen, die er sowohl mit Studierenden als auch mit Fachkollegen aus dem In- und Ausland häufig unternahm. Albert Heim engagierte sich aber nicht nur für die Forschung und Lehre, er war auch ein gefragter Verfasser von geologischen Gutachten etwa im Zusammenhang mit Eisenbahnbauprojekten wie dem Simplontunnel oder Unglücksfällen wie der Vorstadtkatastrophe von Zug (1887). Darüber hinaus entfaltete er eine intensive Kommissionstätigkeit, so zum Beispiel als langjähriger Präsident der Geologischen Kommission, als Mitglied und zeitweiliger Präsident der Naturforschenden Gesellschaft Zürich oder als Mitglied des SAC.
Charity-Engagement
Ausserhalb seiner geologischen Interessen trat er als Befürworter der Feuerbestattung für den Bau des Zürchers Krematoriums ein und war zusammen mit seiner Frau in der Alkoholabstinenzbewegung aktiv.
Bis zu seinem Tod hatte Albert Heim sein grosser Einsatz für die Wissenschaft und die Verbreitung des Interesses an geologischen Fragen viele Ehrungen und Auszeichnungen eingebracht. Er starb am 31. August 1937 im Alter von 88 Jahren.
Handschrift
Werk
Albert Heims monographischen und kartographischen Hauptwerke wie die "Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung im Anschluss an die geologische Monographie der Tödi-Windgällengruppe" (1878), das "Handbuch der Gletscherkunde" (1885), die "Geologische Karte der Schweiz" (1894) oder die "Geologie der Schweiz" (1916 bis 1922) beschäftigten sich mit dem für ihn zentralen Thema der Geologie der Alpen und der Frage nach deren Entstehung. Zumeist ausgehend von Detailstudien der Glarneralpen oder des Säntisgebiets verband er seine eigenen geologischen Beobachtungen mit dem Fachwissen seiner Zeit und entwickelte neue Theorien, die teilweise zu heftigen Kontroversen mit Fachkollegen führten. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Disput über den Ursprung der so genannten Glarner Doppelfalte, den Albert Heim schliesslich dadurch beendete, dass er die Richtigkeit der Theorie seiner Gegner anerkannte. Albert Heims Publikationen, Karten, Panoramen und Reliefs sind aber nicht nur Zeugnisse seiner bedeutenden Beiträge zur Entwicklung der Geologie, sie belegen auch seine Verdienste um die Verwendung wissenschaftlicher Zeichnung und Fotografie als Elemente der Dokumentation und Darstellung geologischer Zusammenhänge.
Bestand
Im Hochschularchiv der ETH Zürich befindet sich ein Teilnachlass Albert Heims (Hs 400 und 401) mit zahlreichen Manuskripten, Skizzen, Zeichnungen, Aquarellen, Fotografien und Briefwechseln. Eine Übersicht über diesen Bestand bietet das online einsehbare Nachlassverzeichnis in der Research Collection. Eine Auswahl der teilweise handkolorierten Dias Albert Heims kann direkt in E-Pics Bildarchiv Online eingesehen werden. Informationen zu Leben und Werk Alfred Heims können dem entsprechenden externe Seite biographischen Dossier entnommen werden. Ein weiterer Teilnachlass Albert Heims mit Feldbüchern und Expertisen wird in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrt (Nachl. A. Heim I-XX).
Die Lehrsammlung von Albert Heim (Gesteine, Fossilien, Mineralien) steht im Katalog E-Pics Erdwissenschaftliche Sammlungen zur Verfügung.